„Mit zunehmendem Alter verändert sich mein Körper.
Zipperleins und Befindlichkeitsstörungen melden sich in kürzeren Abständen.
Selbstheilungskräfte haben öfters Schluckauf an der Startlinie. Falten,
Flecken, Kuhlen, dünneres Haar, hängendes Kinngeschwabbel und schwimmende Augen
in der Früh schieben sich vergnügt tänzelnd in den Vordergrund. Alles wohl im
Rahmen, alles normal, hört man.“
„Das haben Sie aber schön geschrieben, Frau Müller! Dann
scheinen Sie ja endlich recht versöhnt mit dem Altern zu sein. Das ist doch
gut!“
„Versöhnt? Sie haben doch nen Knall. Da ist nix mit versöhnt.
Was für ein scheiß Gesäusel ist das überhaupt? Versöhnt, versöhnt, versöhnt. Gestern
sagte mir die Dame beim Friseur kaltherzig, mit nicht zu überhörendem Hinweis
auf ihr junges Alter im Nebensatz, ins Gesicht hinein, dass ich mir das Haarefärben
für dieses Leben ab jetzt abschminken könne. Hielten die zimperlichen Haarwurzeln
angeblich nicht mehr so gut aus. Die gäben dann nämlich auf! Ich glaub, ich
spinne. Wie können die es sich erlauben aufzugeben? Sehe ich aus, als würde ich
aufgeben? Pah!“
„Na ja, las ich nicht neulich in einer Zeitschrift, dass
graue Haare der letzte moderne Schrei seien. Sie sollten sich freuen, Sie sind
doch bald total In.“
„Und Sie sollten nicht solch einen Schund lesen. Das ist
ja erbärmlich mir nun ausgerechnet damit zu kommen. Ich ergraue mit jedem Tag
mehr, finde dies nicht witzig und die vorgeblich damit verbundene Würde können
Sie sich ja gerne in Ihre nicht vorhandenen Haare schmieren.“