......................................................................Unsortiert, Verquert, Spontan, Geklaut, Verdaut und Ausgekotzt

Corona – kein Land in Sicht.

Wenn ich mir die Videos der Impfverweigerer und deren Gesichter und Mimik anschaue, dann beame ich 50 Jahre zurück und erinnere mich an unsere Demos für bezahlbaren Wohnraum, für die Streichung des §218, für Gleichberechtigung, kostenlosen ÖPNV, ein anderes Schulsystem, und, und, und. Erinnere mich an das hasserfüllte Kreischen vom Straßenrand: „Wenn es euch hier nicht passt, dann geht doch rüber!“
 
Die Überschneidungen in Gestik, Mimik und Geschrei sind frappierend. Was glaubt ihr, was das mit jemanden wie mir macht?
 
Ja, ich verstehe das Leid aufgrund der Pandemie der jungen Leute. Ihre Angst um Zukunft, ihre Hilflosigkeit, ihre Wut über das Zerbrechen von Karriereplänen, ihren Zorn über das Wegbrechen von bisher als selbstverständlich angenommenen Freiheiten. Ich fühle ihre Frustration, ihre Verzweiflung.
 
Aber, was macht diese ganze Scheiße mit einem älteren Menschen wie mir? Glaubt ihr mit 65 hat man keine Zukunftspläne? Glaubt ihr, ich habe mir meinen „Seniorenstatus“ so vorgestellt? Glaubt ihr, ich möchte noch jahrelang, trotz Impfungen, im Zustand der Angst vor Atemlosigkeit und einem Tod, den ich dann nicht mehr selbst gestalten kann, leben? Glaubt ihr, es sei höchst motivierend, wenn einem nach fünfzig Jahren die gleiche Scheiße hoch 10 immer noch um die Ohren knallt? Ja klar, Resilienz habe ich bewiesen, mehr als einmal. Aber vielleicht bin ich erschöpft, weil Alter halt doch etwas mit einem macht. Vielleicht gehen meine körperlichen und seelischen Widerstandskräfte gerade zur Neige. Vielleicht habe auch ich Angst?
 
Also, hören wir auf zu jammern. Was können wir tun, um das Unerträgliche erträglich zu gestalten? Gemeinsam! Jung und Alt. Verdammt.
 
Danke, dass ich auch mal spontan nölen durfte. 😉

Und dann warst du fort

Manche Menschen haben mich in meinem Leben ein Stück des Weges begleitet. Dann sind sie abgebogen. Meistens passte dies ganz gut, war einvernehmlich und das Kapitel konnte im eigenen Lebensbuch gelassen geschlossen werden. Bei einigen jedoch, die sich entfernt hatten, blieb die Gewissheit, dass man sich bestimmt noch einmal wiedersieht, weil so viele Fäden noch zu Ende gesponnen werden wollen. Gemeinsam. Und dann lässt man sich Zeit. Und dann erfährt man, dass dieser Mensch mittlerweile gestorben sei und es bleibt eine tiefe innere Verzweiflung und Leere.
 
Ich lerne (wie viele Male denn noch, Frau Müller?!): Unsere Leben sind nicht unendlich. Der Tod tanzt jede Minute mit. Also, wenn du was zu sagen hast, schiebe es nicht auf. Halte Kontakt, geh auf dein Gegenüber zu. Immer wieder. Lass nichts ungesagt, lass nichts ungelebt. Zeit gibt es nicht im Überfluss. Das Leben wartet nicht auf dich, der Tod nimmt keine Rücksicht auf deine Befindlichkeiten.  *traurig