......................................................................Unsortiert, Verquert, Spontan, Geklaut, Verdaut und Ausgekotzt

Eros und Tod


Die Beziehungsgeflechte von Eros und Tod sind vielfältig vielschichtig und haben in der menschlichen Geschichte immer wieder verschiedene Transformationen durchlaufen. Die Faszination, aber auch die Abwehr, gar die Verleugnung und Negativbesetzung beider liegen wohl in den ihnen immanenten  Grenzerfahrungen und dem Überschreiten derselben. Beide brechen Tabus und scheren sich in ihrem Begehren nicht um Konventionen, Geschlecht, Alter, Herkunft. Weder Tod noch Eros lassen sich von einem „Das tut man doch nicht!“ beeindrucken.


Munch

Ein persönliches Resümee zum Älterwerden - Zwischenstopp:


1. Die Wichtigkeit vieler Dinge gewichtet sich anders.
2. Ich muss mir und der Welt nichts mehr beweisen. Ich kann aus mir selbst heraus agieren, anstatt mir permanent einen Kopp um die von mir erwarteten Reaktionen zu machen.
3. Mir selbst genügend, fühle ich mich wohlig in mir und kann mir dieses und jenes Verrückte, diese oder jene mir zugehörige Klatsche verzeihen und als ein Teil von mir wohlwollend akzeptieren und es gut sein lassen.
4. Der Blick zurück ist weicher und liebevoller als noch vor Jahren. Viele „Warums“ haben sich in ein ruhiges „So isses halt gewesen“ gewandelt.
5. Mein Körper ist mein Zuhause und ich leb recht vergnügt in ihm, ohne dass ich permanent an der Fassade rumrenovieren müssen müsste. Auch mit flachen Absätzen, Kugelbauch und legerer Kleidung fühle ich mich schön und begehrenswert.
6. Meine Sinnlichkeit geht tiefer und ist verzweigter. Ich weiß, was ich will und was net und kann es mitteilen. Auf der anderen Seite hat sich mein Selbstbewusstsein von dem befriedigten Schnaufen meines Sexualpartners gelöst und ich höre mehr auf das eigene Schnurren.
7. Die Sinnhaftigkeit und Selbstbestimmtheit meiner Arbeit ist mir noch wichtiger geworden als der sich durch mehr Angepasstheit möglicherweise sich ergeben könnende materielle Gewinn oder eine anzustrebende Statuserhöhung.  
8. Nein-Sagen fällt mir viel leichter und beim Ja-Sagen fehlt immer öfter das „aber“.
9. Bei Freundschaften wird dem Gewachsenen mehr Zeit und Aufmerksamkeit zugestanden als dem flüchtigen Bekannt sein. Qualität kommt heute vor Quantität. Faule Kompromisse, aus Angst vor einem Verlassen werden, reduzieren sich zunehmend.
10. Ich tanze in Beziehungen nicht mehr auf Zehnspitzen durch vermutete Minenfelder, sondern nehme auch Explosionen in Kauf, streichle meine Wunden heil und sterbe nicht mehr den Dramentod, wenn jemand geht.
11. Alleinsein erschreckt mich nicht mehr so schrecklich und Einsamkeit kann ich immer besser selbst beenden.
12. Nur das Abschied nehmen beim Tod von Menschen, die mich über Jahrzehnte begleiteten – das, das ist noch immer so schrecklich schwer. Da fehlt mir immer noch die innere Ruhe und Gelassenheit.