......................................................................Unsortiert, Verquert, Spontan, Geklaut, Verdaut und Ausgekotzt

„Erzähl mir von der Liebe, alte Frau!“



Was soll ich dir von ihr erzählen, mein Junge? Sie ist ein schwierig Dingelchen. Sie lässt sich nicht bannen und nicht fordern. Sie lässt sich nicht zwingen und auch nicht hegen und pflegen. Sie ist oder sie ist nicht.
Sie weilt nicht in Zwischenräume, sie mag keine Schattierungen. Sie lässt sich nicht bestechen durch Träume und nicht fesseln durch Wünsche.

Sie ist ein Kind der Absolutheit und eine Tochter der Freiheit. Ihr Bruder heißt Tod und ihre liebste Freundin ist der Schmerz.

Voll schreiender Freude tanzt sie, das Messer zärtlich in der Hand. Sie ist die Einzige, die aus sich selbst heraus und ohne jede Regeln existiert.

Sie lässt sich nicht beirren durch falsch und richtig und sie pfeift auf Recht und Unrecht. Abwehr und Begehren lassen sie unberührt.

Äußerlichkeiten interessieren sie nicht und guter Ton und bedachtes Handeln lösen bei ihr nur ein gelangweiltes Schulterzucken aus. Sie ist unbestechlich und lässt sich nicht beschmeicheln.

Die Liebe ist Bestie und sanfter Hauch. Sie ist immer und zur gleichen Zeit Wahnsinn und Sinn zugleich. Sie ist oder sie ist nicht.“


„Aber, wie ist sie denn so real, so ganz und gar gelebt?“  


„Liebe kennt viele Formen und sie schert sich einen Dreck um irgendwelche Vorgaben, Regeln, Anweisungen und Gebote und sonstigen Mist. Sie kommt und geht und bleibt und wandelt sich - gerade so, wie es ihr passt. Und was passt oder nicht, entzieht sich oft dem wunderlichen Verstand, der doch nur immer will und fordert, der dies und das nur in dieser oder jener Form mag. Der Liebe ist dies egal.

Aber, die Liebe hat eine Schwester und die nennt sich Sehnsucht. Und diese ist nicht gar so willkürlich und autonom gestrickt.

Sie mag die kleinen Gesten: freundliche Worte zwischendrin; kleine Zärtlichkeiten; Verlässlichkeit; Umärmelungen; fürsorgliches Umfangen; Sinnlichkeiten über Tag und Nacht verteilt; Küsse und Streicheleinheiten, tiefehrliche Gespräche über alles und jedes; kleine Rituale, die für Gewissheit sorgen; gemeinsames Denken und Tun und ganz, ganz viel Nähe.

Vor allem jedoch braucht die Sehnsucht Nahrung, weil sie sonst verkümmert. Darum bittet und bettelt sie oft ihre große Schwester, die Liebe, an, ihr doch bei der Stillung ihres Hungers zu helfen. Doch die Liebe lacht nur und meint: „Schätzchen, dafür musst du schon selbst sorgen! Ich kümmere mich um solche Dinge nicht. Ich geh oder bleibe, auch wenn es viel oder gar nichts gibt. Ich ändere oft einfach nur meine Form. Manchmal pass ich mich den neuen Gegebenheiten an und manchmal halt nicht. Wie es mir so ist. Satt werde ich immer, weil ich mich aus mir selbst heraus nähre.“

So bleibt der kleinen Schwester Sehnsucht oft nur das Gehen und das Suchen nach neuer Nahrung.“